Mit der Wahl Georges Pompidous zum neuen Staatspräsidenten zog am 19. Juni 1969 ein Politiker in den Élysée-Palast, der Deutschland eher reserviert gegenüberstand und sowohl den politischen als auch wirtschaftlichen Machtzuwachs des Nachbarn als Gefahr für Frankreich betrachtete.
Die Ostpolitik von Willy Brandt – übrigens entgegen den Bestimmungen des Élysée-Vertrags nicht mit Frankreich abgestimmt – verstand Pompidou als Herausforderung. Paris verstand sich in seiner außenpolitischen Rolle als Vermittler zwischen den beiden Blöcken. Die persönlichen Beziehungen zwischen Brandt und Pompidou waren durch eine deutliche Distanz geprägt, die beide im Umgang miteinander einhielten.
Als Pompidou 1974 nach schwerer Krankheit verstarb und Brandt über die Guillaume-Affäre stolperte, waren die Beziehungen zwischen beiden Ländern deutlich abgekühlt – Ernüchterung hatte sich breit gemacht.