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Paris
StartGeschichte18. JahrhundertDer König endet auf dem Schafott

Der König endet auf dem Schafott

Am 3.  September 1791 verabschiedete Frankreich die neue Verfassung und machte damit den Weg frei für eine konstitutionelle Monarchie. Die königliche Macht war in dieser Verfassung stark eingeschränkt worden. Die ständischen Vorrechte wurden ausnahmslos abgeschafft. Zehn Tage später nahm der nach seiner Flucht suspendierte Monarch die Verfassung an und wurde damit als König der Franzosen wieder Staatsoberhaupt.

Die Verfassung sah die Repräsentation der exekutiven Gewalt durch den König vor und billigte ihm ein bestimmtes jährliches Finanzbudget zu. Die gesetzgebende Gewalt und mit ihr der Löwenanteil des politischen Gewichts lag nun bei einer einzigen Kammer, der neugewählten Gesetzgebenden Nationalversammlung (Assemblée nationale législative). Sie bestand aus 745 Mitgliedern und wurde nach beschränktem Wahlrecht (suffrage censitaire) durch die vermögenden Aktivbürger indirekt auf 2 Jahre gewählt. Am 1. Oktober 1791 trat sie zum ersten Mal zusammen.

Eine Entwicklung zu einem Zweikammersystem wie beispielsweise in Großbritannien machte die Reaktion der ersten beiden Stände unmöglich. Zu den Autoren der ersten Verfassung und damit zu den Verfassungstheoretikern gehörten Mirabeau, Siéyès und Lafayette. Letztgenannter hatte auch maßgeblichen Anteil an der Erlassung der Menschen- und Bürgerrechte.

Im ersten gewählten Parlament waren auf der linken Seite rund 140 Jakobiner und auf der rechten Seite etwa 260 gemäßigte Feuillants – und in der Mitte fast 350 Abgeordnete ohne eigenes politisches Programm. Die politische Macht lag zunächst bei den Feuillants, ging indes später auf die weiter links stehenden Parteien über. Die Jakobiner spalteten sich schließlich noch in die Girondisten (Gironde) und die radikalere Bergpartei (Montagne).

Neben den im Parlament vertretenen Gruppierungen wuchs in Revolutionsjahren die Bedeutung der Clubs. Eine besondere Stellung hatte der Klub der Jakobiner, der von Robespierre geführt wurde. Ihm gegenüber stand mit dem radikaleren revolutionären Club des Cordeliers eine Gemeinschaft, in der Persönlichkeiten wie Marat, Desmoulins und Hébert verkehrten. Der Club setzte sich besonders für die ärmeren Bevölkerungsschichten ein.

Krieg gegen Österreich

Den ersten Krieg nach der großen Revolution von 1789 führte Frankreich 1792 gegen Österreich. Frankreich musste diesen Krieg auf dem Hintergrund wachsender sozialer Spannungen im Lande führen, die sich in Hungersnöten und einer starken Inflation manifestierten.

Die Gesetzgebende Nationalversammlung proklamierte die allgemeine Mobilmachung im April 1792 mit dem Hinweis:

 Das Vaterland ist in Gefahr

Die Bevölkerung reagierte mit der Forderung nach Absetzung des Königs und nahm dies, nachdem die Legislative der Forderung des Volkes nicht nachgekommen war, selbst in die Hand.

Sturm auf die Tuilerien und die Septembermorde

Der Sturm auf die Tuilerien, die Residenz des Königs, am 10. August 1792 war eine Reaktion der Bevölkerung auf das Koblenzer Manifest des österreichisch-preußischen Oberbefehlshabers Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig. Dieser hatte darin am 25. Juli 1792 in radikaler Form die uneingeschränkte Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich als Kriegsziel der Koalition formuliert und außerdem Frankreich mit Repressalien und Racheakten gedroht.

Den Sturm der Pariser Volksmassen (rund 20.000) auf die Tuilerien versuchte die royalistische Schweizergarde mit einem Feuergefecht abzuwehren. Ohne Erfolg: 1000 Gardisten fielen der Massenbewegung zum Opfer; die königliche Familie wurde gefangen genommen und drei Tage später im Temple unter Hausarrest gestellt. Unmittelbar vor dem Aufstand hatte sich Santerre, ein Mitglied des revolutionären Club des Cordeliers im Pariser Rathaus an die Macht geputscht.

Noch im Zusammenhang mit dem Sturm auf die Tuilerien kam es zwischen dem 2. und 6. September zu Morden an mehr als 1000 politischen Gefangenen, den sogenannten Septembermorden. Vor allem Royalisten und Geistliche, die den Eid auf die Zivilverfassung des Klerus verweigert hatten, wurden in Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet, toleriert wurden diese Bluttaten vom damaligen Justizminister Danton. Im Angesicht des Terrors und der brutalen Gewalt flohen über die Hälfte der Deputierten in großer Angst aus Paris. Die weitgehend links stehende Restversammlung erklärte den König für abgesetzt und ließ ihn zusammen mit seiner Familie im Temple inhaftieren.

Ende der Monarchie

Am Tag nach dem Sturm auf die Residenz des Königs beschloss die Gesetzgebende Versammlung die Ausschreibung von Wahlen zum Nationalkonvent (Convention nationale) zum ersten und für lange Zeit auch zum letzten Mal nach allgemeinem, gleichem und indirektem Wahlrecht. Außerdem ernannte sie einen provisorischen Revolutionsrat, in dem die Girondisten eine klare Mehrheit hatten.

Die Wahlbeteiligung war mit 10 Prozent aufgrund des allgemeinen Terrors in Frankreich sehr gering. Der Nationalkonvent trat am 20. September 1792 zusammen und verkündete bereits einen Tag später die Absetzung Ludwigs XVI. und die Errichtung der Republik.

Der Sturm auf die Tuilerien steht damit für eine Zäsur. Mit ihm wurde deutlich, dass die liberale Ausprägung der Verfassung gescheitert war. Es begann nun eine neue, viele radikalere Phase der Französischen Revolution.

Der Prozeß gegen den inhaftierten Ludwig XVI, der als „Bürger Capet“ angeklagt wurde, begann am 11. Dezember 1792 und endete am 17. Januar 1793 mit dem Todesurteil wegen Landesverrats. Vier Tage später wurde er auf der Place de la Concorde öffentlich hingerichtet.

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