Durch die Überseegebiete und aufgrund der ausschließlichen Wirtschaftszonen, die in dem 1982 unterzeichneten Abkommen zum Seerecht festgelegt wurden, verfügt Frankreich nach den USA und Großbritannien über das mit 10,2 Millionen km² drittgrößte Seegebiet der Welt. Von diesem Gebiet entfallen 260.000 km² auf das Mutterland und rund 10,8 Millionen km² auf die überseeischen Departements und Territorien und die Gebiete mit Sonderstatus (Saint-Pierre-et-Miquelon, Mayotte).
Rund ein Viertel des Fangs wird in eigenen Gewässern erzielt, etwa die Hälfte in Gewässern der EU und Großbritanniens und rund 25 Prozent in den ausschließlichen Wirtschaftszonen von Drittländern und in internationalen Gewässern. Mit ihren Fangerträgen liegt die französische Fischerei weltweit an 31. Stelle (2016). In der Europäischen Union ist Spanien mittlerweile (Platz 21) an Frankreich vorbeigezogen.
Der Großteil der französischen Fischer ist in der Küstenfischerei beschäftigt. Die Küstenfischer prägen mit ihren kleinen Booten das Bild in der Bretagne, der Normandie und am Mittelmeer. Der Fang ist vor allem zum sofortigen Verzehr bedacht.
In den vergangenen Jahren hat die Küstenfischerei einen kleinen Aufschwung erlebt, doch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass in diesem Sektor immer weniger Menschen Arbeit finden. Seit 1970 hat sich die Zahl der Fischer in Frankreich um mehr als die Hälfte verringert. In der professionellen Fischerei arbeiten noch gut 16.000 Beschäftigte (2018). Weitere 50.000 Arbeitsplätze in den Küstenregionen hängen indirekt mit dem Industriezweig zusammen. In den überseeischen Departements und Territorien beschäftigt die Fischerei knapp 10.000 Menschen.
Die große Mehrheit der französischen Fischereiunternehmen sind kleine und mittelgroße Betriebe, die oft in Familientradition geführt werden. Bis zum 1997 verabschiedeten Rahmengesetz über die Hochseefischerei und die Meereskulturen hatten sie keinen präzisen Rechtsstatus. Durch das Gesetz wurden der Status des Kutterfischereibetriebs neu geschaffen und die Betriebe damit auf eine solide rechtliche Grundlage gestellt. Neben der Kutterfischerei gibt es auch die industrielle Fischerei. Schiffe mit einer Länge von über 25 Metern fallen in der Regel in diese Kategorie. Hier ist nicht der Kapitän der Eigentümer, sondern eine Kapitalgesellschaft.
Frankreich verfügt über eine Hochseeflotte, die in Spezialhäfen wie Lorient, Concarneau und Boulogne beheimatet ist. Die Schiffe sind zumeist mehrere Wochen auf See und verfügen über eine moderne Ausstattung für die Suche nach Fischen und ihre Konservierung. Zu den Fanggebieten gehören neben afrikanischen Gewässern auch die tropischen Gewässer Amerikas.
Das Fangen großer Mengen Fische für die ausschließliche Verarbeitung zu Fischmehl (Industriefische) gibt es in Frankreich nicht.
Die Fischer in der industriellen Fischerei sind genauso am Fangergebnis beteiligt wie ihre Kollegen in der Kutterfischerei. Die industriellen Fischer erhalten einen garantierten Grundlohn, die Kutterfischer werden in Abhängigkeit des Gesamtergebnisses entlohnt. In den letzten Jahren klagte die Branche regelmäßig über zu wenig qualifizierte Meeresfischer. Die Fischereiausbildung ist in Frankreich obligatorisch; ihr Zugang hängt von einer speziellen dualen Ausbildung ab, die sowohl theoretische Phasen an Land als auch praktische Phasen an Bord beinhaltet.
Zuchtorte:
Austernzucht wird besonders an der Küste
- der Charente,
- der Bretagne und
- der Normandie sowie
- im Becken von Arcachon betrieben.
Muscheln kommen aus den Buchten
- von Aiguillon,
- Brest und
- des Mont Saint-Michel.
Wirtschaftskraft
Rund 730.000 Tonnen Fisch (2018) fangen und verarbeiten die französischen Fischer noch pro Jahr. Diese Gesamtleistung unterteilt sich in 560.173 Tonnen Fischereiprodukte (Schalentiere, Fische, Muscheln, Kopffüßler und Algen) und 166.640 Tonnen Meereskulturen (5.000 Tonnen Zuchtfisch und 156.000 Tonnen Zuchtmuscheln). Mit diesem Volumen liegt das Land in der Europäischen Union hinter Spanien und vor Dänemark an zweiter Stelle. Der Gesamtwert der Produktion liegt bei rund 1 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa 0,06 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Die französische Fischfangflotte umfasste 2019 4153 Schiffe. Damit hat das Land einen Anteil von etwa zehn Prozent an der gesamten EU-Tonnage. Die Hochseeflotte bestand 2019 aus 298 Trawlern und anderen Fahrzeugen.
Krisenbranche
Die Fischerei in der Europäischen Union und in Frankreich stecken schon lange in der Krise, da die Fangergebnisse stagnieren und Fischer aus Asien den Fisch preiswerter anbieten können. In den europäischen Gewässern verringern sich außerdem die Fischvorkommnisse durch Überfang und Verschmutzung stetig. In der französischen Fischerei steigt das Handelsdefizit jährlich und betrug 2017 4,4 Milliarden Euro im Jahr.
Auch die Einrichtung von ausschließlichen Wirtschaftszonen über 200 Meilen erschwert den Fischern die Arbeit, da die französischen Schiffe aus diesem Grund von manchen traditionellen Fischereigebieten ausgeschlossen werden. Sie müssen in die kalten Gewässer des nördlichen Eismeers und des Nordatlantiks sowie in die atlantischen Tropengewässer ausweichen. Der Staat hat in den letzten Jahren finanzielle Maßnahmen getroffen, um die soziale Krise der bretonischen Häfen zu mildern. Besonders die unzureichende Eigenkapitalausstattung vieler Fischereibetriebe führt kleine Unternehmen immer wieder in den Ruin.
Als Reaktion auf die angespannte wirtschaftliche Lage reagieren die Erzeuger vor allem mit Diversifikation. So wurden neue Zuchtstätten für Lachs und Seeforellen in der Bretagne oder für Seebarsch im Etang de Thau an der Küste des Languedoc errichtet.
Aus Sicht der Regierung in Paris hat die Einführung einer europäischen Fischereipolitik bestimmte Maßnahmen zum Schutz gegen Überfischung der gemeinschaftlichen Fischereizonen, zur Regulierung des Fischmarktes, zur Finanzierung der Flottenumstrukturierung und zum Abschluss von Abkommen mit Drittländern ermöglicht.