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Paris
StartGeschichte19. JahrhundertAußenpolitik von Napoleon III.

Außenpolitik von Napoleon III.

In der Außenpolitik versuchte Napoleon III., Frankreich aus der außenpolitischen Isolation nach dem Wiener Kongreß und der dort geschaffenen Heiligen Allianz aus Österreich, Preußen und Rußland zu holen und das Land wieder als europäische Führungsmacht zu etablieren. Aus diesem Grund engagierte sich Louis-Napoleon 1850 beim Konflikt Rußlands gegen Türken und Engländer. Das Ziel des Kaisers war es, das Bündnissystem der Heiligen Allianz durch eine gemäßigte französische Hegemonialpolitik zu ersetzen. Der erhoffte Erfolg stellte sich auch zunächst ein, nachdem sich Frankreich am Krimkrieg (1853-1856) beteiligt hatte und sich mit dem Vorschlag durchsetzte, den Friedenskongreß zur Beendigung des Krimkrieges in Paris stattfinden zu lassen. Auf diesem Gipfel spielte der Kaiser die Rolle des «ehrlichen Maklers» und Vermittlers. Das Ergebnis war auf den ersten Blick für Frankreich nicht überragend, da es keine Landgewinne verbuchen konnte, doch hatte es sein diplomatisches Ansehen deutlich steigern können und war fortan wieder als Macht akzeptiert. Nach dem Krimkrieg-Frieden finanzierte die französische Regierung zu einem großen Teil den Bau des Suezkanals in Ägypten (1859-1869) und half bedrängten Christen im Libanon.

Einen weiterem Erfolg auf europäischer Bühne konnte der Kaiser mit seinem Eingreifen im italienischen Krieg (1859) und der anschließenden Förderung der italienischen Einigung verbuchen. Dieses Engagement brachte Frankreich Nizza und Savoyen als Gebietsgewinne ein. Hinsichtlich der Frage eines weiteren Bestandes des Kirchenstaates setzte Napoleon aus innenpolitischen Gründen auf einen Erhalt des Status quo. Daher trat er auch der piemontesischen Armee entgegen, als diese schon große Teile des Vatikans besetzt hatte. Im Anschluß an diese Intervention ließ er Rom und die umliegenden Gebiete durch französische Truppen schützen, so daß die Italiener bis zum Zusammenbruch des französischen Kaiserreichs (1870) Florenz zur Hauptstadt küren mußten.

In Afrika gelang es Napoleon, Algerien zur Kornkammer und zum französischen Siedlungsgebiet auszubauen und den Senegal zu erweitern. Im Nahen Osten kam Syrien unter französischen Einfluß.

In Übersee gelang es den Franzosen, Indochina zu annektieren; das Projekt, in Mexiko ein von Frankreichs Gnaden abhängiges Kaisertum zu etablieren, scheiterte 1867 endgültig.

Spannungsverhältnis mit Deutschland

Noch schwerer als das Scheitern der französischen Mexiko-Politik wog die gescheiterte Deutschland-Politik des Kaisers. Gegen das geschickte Taktieren des preußischen Ministerpräsidenten (und späteren Reichskanzler) Otto von Bismarck fand Napoleon III. nicht die richtige Strategie. Nachdem Preußen den Deutschen Krieg 1866 gewonnen hatte, sah der französische Kaiser die Großmachtposition seines Landes durch den preußisch-dominierten Bund bedroht. Sein Versuch, bei französischer Zustimmung zur kleindeutschen Reichseinigung und unter Ausnutzung des preußisch-österreichischen Gegensatzes im Deutschen Bund Territorium in Belgien oder Luxemburg zu erwerben, scheiterte.

Um aber dennoch seine Großmachtansprüche zu verdeutlichen und verlorenes Ansehen im In- und Ausland zurückzugewinnen, ging Kaiser Napoleon III. bewußt die Risiken eines Krieges mit Preußen ein. Dabei kam ihm entgegen, daß auch der preußische Ministerpräsident einem Waffengang gegen Frankreich nicht abgeneigt war.

Deutsch-französischer Krieg – Ende des Empire

Zum Krieg eskalierten die Spannungen zwischen Frankreich und dem mit den süddeutschen Staaten verbündeten Norddeutschen Bund schließlich im Jahre 1870 an der Frage der spanischen Thronkandidatur von Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. In beiden Ländern war die Stimmung nationalistisch aufgeputscht. Nachdem Bismarck die Emser Depesche geschickt lanciert hatte, erklärte Frankreich am 19. Juli 1870 den deutschen Staaten unter Führung Preußens den Krieg. Die übrigen Großmächte in Europa verhielten sich neutral.

Gemälde von Alphonse de Neuville, Der Friedhof von Saint-Privat 1881.
Alphonse de Neuville, Der Friedhof von Saint-Privat 1881. Der Friedhof in der Nähe von Metz wurde zum Schlachtfeld: am 18. August 1870 kämpften dort in der Schlacht bei Gravelotte französische Truppen, erkennbar an ihren roten Hosen, gegen die preußische Armee.

Die besser ausgerüsteten und ausgebildeten deutschen Streitkräfte konnten schnell ins Elsaß eindringen und schlossen am 13. August die Armee von Marschall Achille Bazaines in Metz ein. Die französische Kriegsführung entsandte daraufhin eine große Armee unter der Führung von Marschall Patrice Mac-Mahon und Kaiser Napoleon III. Am 1. September 1870 kam es bei Sedan zu einer entscheidenden Schlacht, die Preußen und seine Verbündeten für sich entscheiden konnten. Allein auf französischer Seite fielen mehr als 17.000 Soldaten; 107.000 Soldaten – unter ihnen auch der französische Kaiser – fielen in preußische Kriegsgefangenschaft. Damit war auch das Ende des Zweiten Kaiserreiches in Frankreich besiegelt.

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