20.2 C
Paris
StartGeschichte19. JahrhundertNapoleon erobert Europa

Napoleon erobert Europa

Im Juni 1800 entschied Napoleon mit seinem Sieg in der Schlacht von Marengo über die Österreicher den zweiten Koalitionskrieg für Frankreich. Im Frieden von Lunéville bestätigten Österreich und die mit ihm verbündeten deutschen Fürsten im Februar 1801 die Abtretung des linken Rheinufers und erkannten die Batavische, die Zisalpinische, die Helvetische und die Ligurische Republik an. Wenige Wochen später, im März, folgte der Friedensschluß von Amiens zwischen Frankreich und England. Damit waren nicht nur die Grenzen Frankreichs (vor allem die Ostgrenze am Rhein) gesichert, sondern zugleich die politische Geographie in Europa stabilisiert. Diese sollte sich allerdings in der Folge gerade der napoleonischen Feldzüge noch erheblich verändern.

Napoleon als Feldherr und Taktiker

Napoleon, von seinen Zeitgenossen als genialer Feldherr gefeiert, hat vom 20. Mai 1805 bis zu seinem tragischen Abgang von der Weltbühne 1815 beständig Krieg geführt. Napoleons militärisches Talent lag nicht so sehr in der Entwicklung oder Forcierung neuer Kriegstechniken als vielmehr in seinem Organisationsgeschick und seiner Fähigkeit, Einheiten in der Schlacht taktisch höchst erfolgreich zu führen. Die Ziele Napoleons lagen dabei im Machterhalt des mittlerweile weite Gebiete im Osten umfassenden Frankreich sowie im Aufbau eines von Frankreich beherrschten Kontinentaleuropas.

Um seine politischen Ziele zu erreichen, wandte der Feldherr nicht nur kriegerische Maßnahmen an, sondern bediente sich zudem einer geschickten Heirats- und Familienpolitik. So schafften es Familiemitglieder Napoleons mit Hilfe des Herrschers einige europäische Throne zu besteigen. Über andere kleine europäische Länder gewann Napoleon Einfluß, indem er sie unter seine Protektion stellte.

Blockade Großbritanniens und zwei Koalitionskriege

Für das Erreichen seiner Ziele war stets von großer Bedeutung, wie er mit seinem wichtigsten Feind, Großbritannien, umgehen würde. Die Kontinentalsperre war der Versuch, mit einer Blockade den Export britischer Waren auf den Kontinent zu verhindern. Diese Blockade brachte ihm allerdings nur bedingte Erfolge ein und zeigte wenig Wirksamkeit.

Am 11. August 1805 kam es zwischen Rußland und Großbritannien zu einem antinapoleonischen Bündnis, dem sich wenig später Schweden, Österreich und das Königreich Neapel anschlossen. Napoleon antwortete auf dieses Bündnis mit dem Dritten Koalitionskrieg (1805-1806) und ließ seine „Große Armee“ nach Süddeutschland einmarschieren, nachdem er Invasionspläne für England wieder verworfen hatte.

Unter dem Eindruck der militärischen Überlegenheit der Angreifer schlossen sich Bayern, Baden und Württemberg dem Kaiser auf seinem Weg nach Österreich an. In der Dreikaiserschlacht von Austerlitz am 2. Dezember 1805 gelang der französischen Armee ein vernichtender Sieg über die österreichischen und russischen Truppen. Nach dieser großen taktischen Leistung Napoleons konnte er Kaiser Franz und dem russischen Zaren im Frieden von Preßburg (26. Dezember 1805) die Friedensbedingungen diktieren.

Mit diesem Sieg war es Napoleon möglich, die politische Landkarte Europas nach seinen Interessen umzugestalten. Doch noch einmal gelang es den Russen im Verbund mit den Preußen, eine neue Koalition gegen Napoleon aufzubieten. Aber auch der Vierte Koalitionskrieg endete mit einer Niederlage der Gegner Napoleons in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806.

Rußland-Feldzug und Besetzung Preußens

Nachdem der französische Kaiser nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 die uneingeschränkte Vorherrschaft in Mitteleuropa gewonnen hatte, wandte sich sein Blick dem Osten zu. Zunächst schien ihn auch bei diesem Feldzug die Fortune nicht zu verlassen. Der französischen Armee gelangen ein weiterer Sieg über die russische Armee bei Friedland im Juni 1807 und der Schachzug nach einer unentschiedenen Schlacht gegen Russen und Preußen (bei Preußisch-Eylau), Zar Alexander I. als Verbündeten zu gewinnen. Preußen verlor auf diese Weise im Frieden von Tilsit vom Juli 1807 einen großen Teil seines Staatsgebietes. Napoleon stand im Zenit seiner Macht und dies erlaubte es ihm, große Teile des ehemals preußischen Gebietes den neu errichteten Vasallenstaaten, dem Königreich Westfalen und dem Herzogtum Warschau, zuzuschlagen und Preußen zu besetzen. Um seine Macht weiter abzusichern setzte Napoleon seinen Bruder Jérôme im Königreich Westfalen als König ein.

Napoleon zieht am 27. Oktober 1806 an der Spitze seiner Truppen in Berlin ein (Historiengemälde von Charles Meynier, 1810)
Napoleon zieht am 27. Oktober 1806 an der Spitze seiner Truppen in Berlin ein (Historiengemälde von Charles Meynier, 1810)

Im Westen des ehemaligen Reiches hatte Napoleon bereits kurz nach der Jahrhundertwende eine Handvoll linksrheinischer Departements eingerichtet. 1810 annektierte er darüber hinaus Bremen, Lübeck und weitere Teile Norddeutschlands.

Nach dem Verlust des linken Rheinufers erfolgte im Reich 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss die territoriale Neugliederung Deutschlands; sie fand ihren Höhepunkt in der Gründung des Rheinbundes, der am 12. Juli 1806 unter der Führung Napoleons erfolgte und die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches nach sich zog.

Napoleons Spanien- und Portugalpolitik und der Fünfte Koalitionskrieg

Erfolgreich waren die Unternehmungen Napoleons auf der Iberischen Halbinsel, die zwar große Verluste an Menschenleben und enorme Kosten verursachten, aber letztlich erfolgreich waren: 1807 fiel Portugal unter französische Herrschaft, Spanien nur ein Jahr später. Auf den spanischen Königsthron kam Joseph Bonaparte, in Neapel wurde Napoleons Schwager Joachim Murat zum Herrscher. Doch besonders in Spanien gestaltete sich die Herrschaft der Franzosen sehr schwierig, da ab 1808 ein Volksaufstand gegen Joseph Bonaparte den Kaiser zunehmend in Bedrängnis brachte.

Doch bevor er auf diesem Krisenherd wieder aktiv werden konnte, forderte ihn Österreich im Fünften Koalitionskrieg noch einmal militärisch heraus. Obwohl die Franzosen mehrere erfolglose Schlachten verkraften mußten, konnten sie am 13. Mai 1809 in Wien einmarschieren. Nach dem sich anschließenden Sieg Frankreichs bei Wagram schloß Kaiser Franz I. am 14. Oktober 1809 unter dem Eindruck großer Verluste den Frieden von Schönbrunn, in dem Österreich gezwungen wurde, weitere Gebiete an Frankreich abzutreten. Napoleon selbst tat ein übriges, indem er sich von Kaiserin Joséphine scheiden ließ und sich 1810 mit der Habsburgerin Marie Louise, der Tochter des österreichischen Kaisers, vermählte. Hintergrund dieser Vermählung war die Erwartung, durch eine Verbindung mit einem der ältesten und mächtigsten Herrscherhäuser Europas eine neue europäische Herrschaftsdynastie etablieren zu können und Österreich die Möglichkeit zu nehmen, sich noch einmal in einer Anti-Napoleon-Koalition zu engagieren. Beide Hoffnungen sollten sich für den Franzosen nicht erfüllen.

Social Media

618FollowerFolgen

Empfehlungen

Das könnte Sie auch interessieren

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein