Obwohl die deutsch-französischen Beziehungen auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit von einem stetigen Auf und Ab geprägt waren, so entstand die später so oft zitierte „deutsch-französische Erbfeindschaft“ erst mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871.
In den Jahren zuvor sahen die französischen Staatsmänner schon alleine aufgrund der Zersplitterung des deutschen Staatsgebietes und des Nicht-Vorhandenseins einer vereinten deutschen Nation ihren Hauptgegner in der spanisch-habsburgischen Monarchie.
Mit der Gründung des Deutschen Reiches und der Proklamation Wilhelms I. zum deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles sollte sich dieses ändern. Die neue deutsche Staatsräson lag in der Gegnerschaft zu Frankreich – die Abtretung von Elsaß-Lothringen an das Reich verschärfte den deutsch-französischen Gegensatz weiter. Dieser Gegensatz war nicht zuletzt ein Resultat der Französischen Revolution, der im Anschluss geführten Freiheitskriege und der Versuche einer deutschen Nationalstaatsgründung.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg entlud sich der deutsch-französische Gegensatz von 1914 bis 1918 in einer Material- und Vernichtungsschlacht in bis dahin ungekanntem Ausmaß. Die Opfer auf beiden Seiten waren größer als bei allen anderen bislang geführten Auseinandersetzungen und ließen ahnen, was von einem „modernen Krieg“ zu erwarten war. Zu diesen neuen Erfahrungen gehörte auch, dass die Zivilbevölkerung in großem Ausmaß in die Auseinandersetzung mit einbezogen wurde.
Den Sieg, den die Franzosen in diesem Krieg im Bündnis mit England unter Aufbietung aller Kräfte erringen konnten, bezahlten sie mit schweren Verlusten. Rund 1,5 Millionen Tote bei einer Gesamtbevölkerung von 33 Millionen hatte das Land zu verkraften. Die Schauplätze des Kampfes (Verdun, Somme, Marne) haben sich bis heute tief in das Bewusstsein der Nation eingeprägt. Besonders der Verteidiger und „Held von Verdun“, General Philippe Pétain, wird trotz seiner späteren Kollaboration mit Hitler während des Zweiten Weltkriegs noch heute von den Franzosen verehrt.
Am Jahrestag der deutschen Kapitulation von 1918, dem 11. November, verneigten sich die französischen Staatspräsidenten am Grab von Pétain auf der Atlantikinsel Île d’Yeu. Charles de Gaulle wählte Chrysanthemen, Valéry Giscard d’Estaing brachte Mimosen und François Mitterrand legte Rosen nieder.
Weimarer Republik
Der Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger unterzeichnete am 11. November 1918 im Wald von Compiègne ein Waffenstillstandsabkommen, das einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam und beendete damit den Weltkrieg, den die Franzosen heute noch als «den großen Krieg» bezeichnen. Neben den besetzten Gebieten im Westen mußte Deutschland das gesamte linke Rheinufer mit Elsaß-Lothringen räumen. Rechtsrheinisch wurde eine 35 Kilometer breite entmilitarisierte Zone geschaffen, um das Sicherheitsbedürfnis Frankreichs zu befriedigen.
Eine Besserung des schwer angeschlagenen Verhätnissen zwischen beiden Staaten verhinderte die Ausgangslage nach dem Krieg. Der von den Reichsministern Hermann Müller (SPD) und Johannes Bell (Zentrum) am 28. Juni 1919 unter Protest unterzeichnete Friedensvertrag gab Deutschland die Alleinschuld am Ausbruch des Krieges und legte harte Friedensbedingungen fest: Das Deutsche Reich mußte neben dem Verlust der besetzten Gebiete im Westen auch den Verlust Elsaß-Lothringens und eines großen Teils Westpreußens und Posens verkraften.
Die Ansicht über die Notwendigkeit einer Revision des Versailler Vertrages verband während der gesamten Weimarer Republik alle politischen Parteien, wenngleich man für den Weg dorthin verschiedene Konzepte hatte. Für Frankreich war der Versailler Vertrag hingegen ein Akt der gerechten Strafe für Deutschland. Zudem profitierte die Republik als größter Nutznießer von den Bestimmungen von Versailles, die sie unter allen Umständen durchsetzen wollte. Daß es zwischenzeitlich so etwas wie eine kooperative Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten gab, war dann auch viel mehr Ausdruck eines guten kollegialen Verhältnisses zwischen handelnden Politikern (z.B.: Aristide Briand und Gustav Stresemann) als Ausdruck eines Interessensausgleichs zwischen den beiden Staaten.
Um vor seinem Nachbarn Schutz zu suchen, begann Frankreich den Bau eines Verteidigungswalls, der Maginot-Linie.