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Paris
StartGeschichte19. JahrhundertAusrufung der III. Republik - Waffenstillstand

Ausrufung der III. Republik – Waffenstillstand

Auf die Nachricht der Kriegsgefangenschaft Napoleons III. reagierten die Republikaner schnell und riefen am 4. September 1870 unter der Führung von Léon Gambetta und Jules Favre in Paris die III. Republik aus und bildeten zeitgleich eine „Regierung der nationalen Verteidigung“.

Diese von Republikanern getragene Regierung setzte den Krieg gegen Preußen fort, konnte jedoch im Januar 1871 nach der Einschließung von Paris durch preußische Truppen die Kapitulation nicht mehr verhindern. Am 28. Januar 1871 schloss die Regierung einen Waffenstillstand. Um eine vom Volk legitimierte Regierung zu haben, die über einen Friedensschluss verhandeln konnte, wurden Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung ausgeschrieben.

Spaltung der politischen Bewegungen

Während sich die Parteien der Rechten im Wahlkampf für einen schnellen Frieden aussprachen, verlangten die Republikaner die Fortsetzung des Krieges. Die Bevölkerung entschied sich in den Wahlen vom 8. Februar 1871 für die monarchistischen Kräfte, die 400 Mandate erhielten, während die Linke nur 230 Mandate auf sich vereinigen konnte.

Kennzeichnend für die politische Situation der Zeit war die Spaltung der politischen Lager. Die Rechten entzweite die Frage nach einem neuen Monarchen. Während die 182 Abgeordneten der Legitimisten Anhänger des Enkels von Karl X. waren, sprachen sich die 214 Orleanisten in der Versammlung für den Enkel von Louis-Philippe, den Comte von Paris aus.

Die Linke spaltete sich in drei Richtungen auf:

In der extremen Linke (Union républicain) waren Politiker wie Gambetta und Clemenceau zuhause, und die linken Republikaner sammelten sich um Jules Ferry und Jules Favre. Thiers und Périer waren typische Vertreter des linken bzw. rechten Zentrums.

Thiers als Regierungschef – Friedensschluss

In der unübersichtlichen und zersplitterten Lage einigte sich die Versammlung schließlich darauf, den 73-jährigen Adolphe Thiers vom Zentrum zum Regierungschef zu machen. Die Regierung hatte nicht nur die undankbare Aufgabe, mit den Siegern einen Friedensvertrag auszuhandeln, sondern auch das Staatswesen neu zu organisieren.

In Versailles unterzeichnete Thiers schon kurze Zeit nach seiner Wahl am 26. Februar 1871 den Präliminarfrieden mit dem Deutschen Reich, das wenige Tage zuvor im Spiegelsaal des Versailler Schlosses aus der Taufe gehoben wurde. Mit dem Friedensvertrag akzeptierte Frankreich die Abtretung von Elsaß und Lothringen; außerdem wurde die Zahlung von Kriegsentschädigungen in Höhe von fünf Milliarden Francs an das Deutsche Reich vereinbart. Die Verfassungsgebende Versammlung ratifizierte den Vertrag am 1. März 1871 mit überwältigender Mehrheit (546 gegen 107 Stimmen). Auf der Basis dieses Präliminarfriedens wurde am 10. Mai schließlich der Friedensvertrag von Frankfurt unterzeichnet. Den vorzeitigen Abzug der deutschen Besatzungstruppen erzwang Frankreich 1873 mit der vorzeitigen Begleichung aller Reparationsforderungen.

Die zweite große Aufgabe, die Organisation des neuen Staatswesens, brachte Thiers zügig voran. In seinem Kabinett nahm er sowohl Vertreter der Legitimisten und Orléanisten als auch Republikaner auf.

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