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StartGeschichte19. JahrhundertUltraroyalist Karl X. übernimmt die Macht

Ultraroyalist Karl X. übernimmt die Macht

Nach dem Tode Ludwig XVIII .am 16. September 1824 folgte ihm sein jüngerer Bruder als Karl X., der vor der Thronbesteigung den Titel Comte d’Artois führte, auf den französischen Thron .Bis dahin gehörte Karl zu der Spitze der reaktionären Ultraroyalisten, die sich am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums ansiedelten. Die Ultraroyalisten waren schon während der Regentschaft Ludwig XVIII. für die Abkehr von der gemäßigten Politik verantwortlich. Unter Karls Regentschaft versuchten sie schließlich, das Rad der Geschichte zurückzudrehen.

Das Wahlrecht wurde weiter eingeschränkt, die Pressezensur wieder eingeführt, und eingezogene Kirchengüter wurden der Kirche zurückerstattet. Weiterhin wurden die Émigrés, eine Gruppe ehemaliger Royalisten, die während der Revolution aus Frankreich flohen, für ihre damals erlittenen Verluste entschädigt. Die Liberalen im Parlament attackierten diese reaktionäre Politik massiv und gewannen so im Laufe der Jahre stetig an Einfluss. Bereits bei den Wahlen 1827 wurden die Liberalen mehrheitlich gewählt – der freiheitliche Premierminister Graf Martignac konnte sich indes nur kurz als Premierminister halten. Unter Missachtung des bisherigen Verfahrens, aber im Einklang mit der Verfassung, beauftrage Karl schließlich wieder einen Ultraroyalisten mit der Regierung.

Juliordonnanzen und Ende der Regentschaft

Als 1830 die Deputierten der zweiten Kammer neu gewählt werden mussten, verloren die Ultraroyalisten noch einmal die Mehrheit. Doch bevor das nun mehrheitlich liberal ausgerichtete Parlament zusammentreten konnte, löste Karl am 26. Juli 1830 auf Drängen der Ultraroyalisten die Kammer wieder auf. Mit den anschließend erlassenen „Juliordonnanzen“ wurden die Pressefreiheit völlig aufgehoben und das Wahlrecht noch einmal zuungunsten des liberalen Bürgertums eingeschränkt. Mit diesen scharfen Entscheidungen verstieß man offen gegen Geist und teilweise sogar gegen den Text der 1814 erlassenen Charte constitutionelle.  Zurecht sahen die Liberalen mit ihrer Führungsfigur Adolphe Thiers in diesen Maßnahmen nichts anderes als einen Staatsstreich. Vertreter des Pariser Kleinbürgertums und große Teile der Arbeiterschaft stellten sich am 27. Juli 1830 in der Julirevolution gegen die herrschende Spitze ihres Staates, errichteten Barrikaden und demonstrierten mit republikanischen Trikolorefahnen. Schon am 28. Juli war Paris unter ihrer Kontrolle und die Herrschaft der bourbonischen Hauptlinie nicht mehr zu retten.

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