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1914-1918

Frankreichs großer Krieg

Im kollektiven Gedächtnis der Franzosen spielt der Erste Weltkrieg eine viel größere Rolle als der Überfall auf Frankreich unter Hitler. Die Namen der Schlachtfelder an der Marne, der Somme oder in Verdun stehen bis heute für zentrale Kriegsentscheidungen. Das „Wunder an der Marne“ ist jedem Franzosen ein Begriff.

Für Frankreich galt es im Ersten Weltkrieg auf französischem Boden die eigene Nation zu retten – unter Aufbietung aller Kräfte. Bis heute erinnern in allen Ortschaften, und seien sie noch so klein, Denkmäler und Erinnerungstafeln an den hohen Blutzoll, den das Land bezahlen musste.

Zu den Helden des Ersten Weltkriegs gehört mit Marschall Pétain ein Militär, der im Zweiten Weltkrieg noch von sich Reden machen sollte. Im Frühjahr 1916 organisierte Pétain erfolgreich die Verteidigung von Verdun und rief mit seinen charismatischen Tagesbefehlen die Nation zur Einheit auf.

Dass Frankreich zusammen mit den Alliierten den Krieg gewinnen konnte, war keineswegs zwangsläufig. Am Tage des Ausbruchs des Krieges galt die Republik als zerstritten und aufgezehrt durch viele Krisen und mangelndes Vertrauen der Bevölkerung in die Politik.

Vorgeschichte

Bereits die Jahre vor dem Attentat an dem österreichischen Thronfolger waren auf beiden Seiten in Unkenntnis des Verlaufes eines modernes Krieges von der Bereitschaft geprägt, einen Waffengang zur Durchsetzung nationaler Interessen bzw. des eigenen Imperialismus in Kauf zu nehmen.
In dieser von nationalen Egoismen und der Erwartung eines bevorstehenden Krieges gekennzeichneten Lage reichte nach dem Balkankrieg 1912/13 die Ermordung des österreichischen Thronfolgers, Franz Ferdinand, in Sarajevo aus, um das Pulverfass zu entzünden.

Kriegsverlauf

Wenige Tage nach dem Attentat von Sarajevo vom 28. Juni 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Das Deutsche Reich sah, nicht ohne Genugtuung, den Bündnisfall gekommen und erklärte am 3. August 1914 Rußland und Frankreich den Krieg. Zu den beiden Großmächten im Westen und Osten Europas standen noch Großbritannien, das mit Serbein verbündet war, Belgien und Japan. Zum Ende des Krieges, den die Franzosen noch heute „den großen Krieg“, nennen, traten Portugal (1916), Rumänien sowie die Vereinigten Staaten von Amerika (1917), Griechenland und die Mehrzahl der lateinamerikanischen Staaten der Koalition bei.

Die deutsche Armee startete ihren „Wettlauf zum Meer“ mit der Verletzung der belgischen Neutralität, wurde indes von den Verteidigern schon im September (6.-9.9.1914) in der Marneschlacht vorerst gestoppt. Mit den Marschällen Foch, Gallieni und Joffre konnten sich drei französische Offiziere besondere Verdienste erwerben. Im Anschluß an diese verlustreiche Schlacht erstarrte die deutsch-französische Front gegen Ende des Jahres 1914 für beinahe vier Jahre in einem Mensch und Material verschlingenden Graben- und Stellungskrieg, der nur von extrem blutigen Großoffensivien wie den Schlachten an der Somme und um Verdun unterbrochen wurde.
Bis 1917 präsentierte sich Frankreich als effiziente militärische Großmacht, die den brutalen Waffengang relativ gut zu verkraften schien. Dies hatte vor allem damit zu tun, daß sich die Nation hinter ihrer politischen Führung einig versammelte.

Unmittelbar nach Ausbruch der Kämpfe legten Regierung und Sozialisten ihre Auseinandersetzungen bei und verbanden sich in der Union sacrée zur gemeinsamen Verteidigung der Nation. Unter dem Eindruck militärischer Niederlagen in Schlachten mehrten sich besonders bei Anhängern und Mitgliedern der sozialistischen Partei im Jahre 1917 die Stimmen, die die Aufnahme von Friedensverhandlungen verlangten. Parallel zur umkippenden Stimmung bei einigen Parteien kam es bei der Zivilbevölkerung, die nicht mehr an einen Sieg zu glauben vermochte, zu Streiks und bei der Armee zu Meutereien.

Dass es in dieser Phase nicht zu weiteren Auflösungserscheinungen in der Armee und einer Staatskrise kam, war der militärischen Führung unter den Generälen Philippe Pétain und Ferdinand Foch und auf politischer Ebene dem mit eiserner Hand regierenden «Tiger» Clemenceau zu verdanken. Sie brachten das Kunststück fertig, die Republik aus der Krise zu führen und letztlich im Verbund mit den Alliierten den Krieg gegen Deutschland siegreich zu beenden.

Bilanz des Krieges

Am Ende des Krieges waren auf französischer Seite alles Ressourcen erschöpft. Allein 1.390.000 Gefallene hatte die Republik zu beklagen. Doch hatte sie es unter dem Einsatz der letzten Kräfte geschafft, den Gegner zurückzuschlagen. Die euphorische Stimmung zu Kriegsbeginn war freilich verschwunden.

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